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der rollende barkeeper

6000 Höhenmeter überwindet Victor Costa jeden Tag mit dem Après-Ski-Wagen. Von seiner neuen Heimat Andermatt (Uri) über den Oberalppass bis nach Disentis (Graubünden), zwei Mal hin und zwei Mal zurück.

 

Viele Gäste steigen auf dem Oberalppass auf 2033 m ü. M. zu – mit einem gültigen Skipass sogar kostenlos. Wo im Sommer eine Passtrasse Andermatt mit Disentis verbindet, ist im Winter kein Durchkommen. Der Schnee verwandelt die Berglandschaft in ein weisses Märchenland. Dies gilt natürlich nicht für Victor und seinen Après-Ski-Wagen. «Was darf ich Ihnen anbieten?», begrüsst er seine Gäste. Im Angebot sind neben einer Vielzahl an Getränken auch traditionelle Platten mit Käse und Trockenfleisch. Über diese Annehmlichkeiten im warmen Wagen freuen sich die Gäste besonders bei Schneefall und eisigen Temperaturen. «Vor lauter Händewärmen vergessen die Skifahrer dann fast, den Kaffee auch zu trinken», scherzt der gebürtige Portugiese.


vom atlantik in die alpen

Mit Schnee hatte Victor lange nichts am Hut. Aufgewachsen an der Atlantikküste, im Norden Portugals, packte ihn 1994 der Entdeckergeist. Wie einst Ferdinand Magellan oder Vasco da Gama zog es ihn in die Fremde, wenngleich in eine andere Richtung. Im gleichen Jahr setzte er die Segel und gelangte dank vorhandenen Arbeitsplätzen nach Andermatt. Eine Reise ins Ungewisse, welche aber Victor auf direktem Weg zum Glück führte.

 

«Das Meer ist schön, aber schau’ dir diese Berge an!»

Auch seine Schwester versuchte sich in den Schweizer Alpen, ohne Erfolg. «Schnee und Kälte sind nicht jedermanns Sache, aber mir gefällt es.» Seit 23 Jahren ist Victor nun in Andermatt zu Hause und hier will er vorerst auch bleiben. Vom Pfarrer bis zum Bäcker, alle kennen Victor und schätzen seine offenherzige und humorvolle Art.

«Wenn die Stammgäste kommen und fragen wie es mir geht, kriege ich jedes Mal Gänsehaut vor Freude, dass sie wieder da sind und an mich denken.»

andermatt - bitte alle aussteigen

Pünktlich um 16.19 Uhr erreicht der Après-Ski-Zug zum zweiten und letzten Mal an diesem Tag Andermatt. Jetzt heisst es für alle Reisenden: Endstation. Glücklich und gut verköstigt steigen die rund 35 verbleibenden Gäste aus dem Après-Ski-Wagen, nicht ohne Dank des Barkeepers «... und bis zum nächsten Mal», verabschiedet sich Victor. Für ihn ist der Tag aber noch nicht zu Ende. Er sammelt die leeren Gläser ein, streift sich seine Leuchtweste über und quert die Bahngleise. Im Bahnhofgebäude wartet ein Geschirrspüler auf seinen Einsatz. Über 200 Getränke hat Victor ausgeschenkt und ist nun dafür besorgt, dass es den Besuchern auch morgen an nichts fehlt. «Mal sehen was die nächste Fahrt bringt», sagt Victor erwartungsfroh und schreitet durch die Gassen seiner neuen Heimat dem wohlverdienten Feierabend entgegen.

 

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